Dritte Liga Süd

TuS Kriftel – LAF Sinzig 3:2 (27:25; 21:25; 21;25; 26:24; 16:14)

Die Enttäuschung stand den Sinzigern in’s Gesicht geschrieben. Nach 118 Minuten und 5 Sätzen hatten sie mit 113:111 mehr Ballpunkte erzielt, als der Gegner, das Spiel aber mit 2:3 verloren. Doch statt sich über einen auswärts gewonnenen Punkt zu freuen, überwog das Gefühl, 2 Punkte vergeben zu haben. Denn die Gäste aus dem Rheinland sahen in diesem Spiel schon wie der sichere Sieger aus.

Doch der Reihe nach:

Bereits im ersten Satz zeigte sich, dass sich die in den letzten Spielen bemängelte Aufschlags- und Annahmequalität ganz erheblich verbessert hatte. Aus der sicheren Annahme um Libero Jan-Niklas Comes und dem zweitligaerfahrenen Konstantin Skok konnte Kapitän Michno seine Angreifer mit schnellen Pässen immer wieder in Szene setzen. Noch allerdings stand der Block der Hessen recht solide, so dass der Satz mit einem 1-2-Punkte Vorsprung der Gastgeber bis zum Stand von 21:21 und 21:23 hart umkämpft blieb. Insbesondere die Schnellangriffe der Hausherren bereiteten den Sinzigern Probleme. Patrick Hehmann platzierte zwar anschließend lang gezogene und präzise Sprungaufgaben zur zwischenzeitlichen 24:23-Führung. Doch der Gastgeber kämpfte sich seinerseits mit harten Sprungaufgaben wieder heran und behielt letztlich mit 27:25 die Oberhand.

Doch die Rheinländer zeigten sich nun keineswegs niedergeschlagen. Vielmehr gewannen die Gäste aus diesem unglücklich verlorenen ersten Satz die Sicherheit, an diesem Tag etwas reißen zu können. Angefeuert von überraschend zahlreich mitgereisten Fans und den aus der heimischen Halle gewohnten Gesängen erspielte sich Sinzig im 2. Satz schnell einen 2-3 Punkte-Vorsprung. Kapitän Michno platzierte die Bälle aus der immer besser werdenden Annahme heraus flach und schnell, so dass die Sinziger Angreifer immer wieder durch den zunehmend  löchrig werdenden Block der Hausherren zum letztlich sicheren 25:21 Satzgewinn punkteten.

Dieses Bild setzte sich im dritten Satz fort. Die Barbarossastädter lagen schnell mit 5:1 und 7:4 vorne und gaben diesen Vorsprung auch nicht wieder her. Beim Stand von 24:18 wackelte einmal kurz die Annahme. Doch das änderte am letztlich sicheren 25:21 Satzgewinn nichts mehr.

„Wir haben die Lehren aus den beiden enttäuschenden Heimspielen gegen Konstanz und Friedrichshafen gezogen“ bilanzierte ein durchaus zufriedener Trainer Gilbert Deurer nach dem Spiel. Starke Aufschläge – hier insbesondere vom bayerischen Zuzug Stephan Durchholz, Patrick „Hugo“ Hehmann und Konstantin Skok“, und eine bis dahin überaus sichere Annahme um Libero Comes bildeten das Fundament für den Punktgewinn. Entscheidend war aber wohl die wieder spürbare Spielfreude: „Wir müssen wieder Spaß haben und locker bleiben“ hatte Abwehrrecke Skok nach dem letzten Spiel noch eingefordert. Und das gelang den Rheinländern bis zum Ende – getragen von famoser Stimmung der mitgereisten Fans und der eigenen Auswechselspieler.

Doch wie so häufig nach einer 2:1-Führung ließ auch jetzt die Körperspannung und Konzentration bei den Gästen von der Ahr nach. Ohne erkennbaren Grund lag Kriftel von Satzbeginn an mit 1- 3 Punkten vorne. Allein die Angriffstaktik änderte sich: Mit zahlreichen gelegten Bällen offenbarten die Hessen die offenen Flanken in Sinzigs Abwehrriegel. Das war zwar schnell vom Gast erkannt worden – doch die Umstellung auf eine kürzere Sicherung ging im Kampf um jeden Punkt immer unter. Zudem punktete Kriftel mit druckvollen Angriffen über die Position 2, auf die sich das Block-Abwehrspiel der Rheinländer nicht einstellen konnte. So forderte Abwehrchef Skok nicht zu Unrecht immer wieder das konsequente Einhalten der Feldabwehrpositionen. Andererseits agierte Kriftels Angriff durchaus unsicherer, als noch im ersten Satz; die gelegten Bälle sorgten allerdings weiter für Probleme und spektakuläre Feldabwehraktionen auf Sinziger Seite. Die Zwischenstände 6:5 für Kriftel, 15:13 und 19:17 für Sinzig und 23:22 für Kriftel dokumentieren einen hart umkämpften Satz mit teils überlangen Spielzügen, den die Hausherren letztlich mit 26:24 denkbar knapp einfuhren.

Also sollte der Tie-Break entscheiden. Und hier begannen die Rheinländer keineswegs niedergeschlagen. Beim Wechsel lagen sie mit 8:6 vorne und sahen beim Spielstand von 14:12 mit zwei Matchbällen schon wie der sichere Sieger aus. Bezeichnend für die Stimmung feierten die Rheinländer in einer Auszeit das Publikum und hielten so die Stimmung hoch. Bezeichnenderweise mit erneuten Angriffen über die Position 2 gelang den Hessen der Ausgleich, bevor erst ein Abstimmungsfehler im Angriff und sodann ein direkter Angriffsfehler der Sinziger den Hausherren einen im Ergebnis glücklichen Sieg brachte.

„In der Leistungsspitze können wir mit jedem in der Liga mithalten; aber die Konstanz über die lange Strecke haben wir einfach noch nicht – und können wir bei einem gemeinsamen Trainingspensum von im Schnitt unter 2 Einheiten die Woche auch nicht haben“ wies Coach Deurer nach dem Spiel auf den Umstand hin, dass mit Patrick Hehmann und Thomas Schäfer zwei Stammkräfte studienbedingt allenfalls einmal wöchentlich zum Training kommen können. „Dann stimmt halt in entscheidenden Momenten die Feinabstimmung nicht und 2 Punkte im Satz können – wie wir heute gesehen haben – entscheiden.“ Doch im Ergebnis ist festzuhalten, dass die Sinziger sich nach den vergangenen Spielen deutlich verbessert gezeigt und den Vorsprung von 4 Punkten auf den unmittelbaren Verfolger Friedrichshafen gehalten haben. Denn die Konkurrenz um die Nichtabstiegsränge vom Bodensee verlor in heimischer Halle ebenfalls 2:3 gegen den Tabellendritten Waldgirmes.

 

Für Sinzig spielten: Matthias Michno, Thomas Schäfer, Patrick Hehmann, Stephan Durchholz, Serge Moor, Artur Wotzke, Manuel Michno, Merlin Hinsche, Konstantin Skok und Jan-Niklas Comes.