Als derzeitiger Interimsbetreuer der ersten Herrenmannschaft möchte ich zu Äußerungen von Mitgliedern unseres letzten Gegners VC Lahnstein in den sogenannten „sozialen Medien“ Stellung nehmen:

1. Der facebook-Seite des VC Lahnstein ist folgender Eintrag zu entnehmen:

„Am Samstag stehen 3 unserer Mannschaftsmitglieder beruflich in der Pflicht, das verfassungsmäßige Grundrecht auf Versammlungsfreiheit – das leider auch für Nicht-Demokraten gilt – zu garantieren. Die Nazis marschieren durch Koblenz und drei unserer Spieler halten ihren Kopf hin. Aus diesem Grund haben wir die Mannschaft aus Sinzig gebeten, dass wir den Spielbeginn um zwei Stunden nach hinten verlegen dürfen, da aus dem Kader sonst nur 5 Spieler zur Verfügung stehen. Was ist das Ergebnis: Offensichtlich ist dem Team aus Sinzig der Begriff des Fair-Play völlig fremd. Anstatt sich auf ein faires Kräftemessen einzulassen und sich sportlich durchzusetzen setzt das punktgleich mit dem VCL in der Tabelle rangierende Team von LAF Sinzig auf die Option, diese Situation auszunutzen und sich so einen vermeindlichen Vorteil zu verschaffen. Das ist aus unserer Sicht einfach nur traurig – auch wenn wir leider ein solches Verhalten von dieser Mannschaft geahnt hatten.“

Ein weiterer – inzwischen gelöschter – Folgeeintrag einer Einzelperson nahm hierauf Bezug und lautete wie Folgt: „der mischno-geist stirbt bei denen wohl nicht so schnell aus“.

2. Die Fakten:

Nach Ziffer 5.3.1. und 5.3.2. der Südwestregionalordnung vom 11.05.2013 ist nach Herausgabe des Spielplanes eine Spielverlegung nur noch mit schriftlicher Einverständniserklärung aller Mannschaften und des Regionalsschiedsrichterwartes möglich, wobei dem Antrag nur in besonders begründeten Fällen stattgegeben wird und Nachholspiele grundsätzlich an den im Rahmenspielplan festgelegten Nachholspieltagen stattfinden sollen. Ist dies nicht (mehr) möglich ist, legt der Staffelleiter den Spieltermin fest. Mit Email vom 10.03.2014 und mithin 5 Tage vor dem genannten Spiel, erfolgte per Email der Antrag des VC Lahnstein um Spielverlegung. Hierin heißt es, das Personalproblem „würde an dem Spieltag dazu führen, dass wir zu Spielbeginn wahrscheinlich nur 5 Mann wären.“ In dem auf der facebook-Seite des VC Lahnstein verlinkten Vorbericht in der Rhein Zeitung vom 14.03.2014 wird der Mannschaftsverantwortliche des VC Lahnstein wie folgt zitiert: „Wir können zwar schon noch eine gute Mannschaft aufbieten, nur fehlen uns natürlich die Alternativen.“ Es handelte sich um den vorletzten Spieltag der laufenden Saison. Offizielle Nachholspieltage existieren nicht mehr. Am kommenden Samstag ist der letzte Spieltag. Ein Nachholspiel hätte also unter der Woche abends durchgeführt werden müssen. Ausweislich der eigenen Homepage verfügt der VC Lahnstein über eine „2. Herrenmannschaft … in der Verbandsliga Rheinland“ bestehend aus einem „Mix aus altgedienten, erfahrenen Spielern“. Die Demonstration der Rechtsextremisten wurde am 04.01.2014 angemeldet. Ein Aufruf zur – zu erwartenden – Gegendemonstration datiert vom 19.02.2014. Letzter offizieller Nachholspieltag in der Regionalliga war das Wochenende 01./02.03.2014. Bei dem jetzt diskutierten Spiel handelte es sich um das wohl entscheidende Spiel zweier Teams gegen den drohenden Abstieg.

 

3. Stellungnahme:

 

Zunächst einmal ist darauf hinzuweisen, dass zu dem vielzitierten Fairplay zu allererst die Einhaltung geltender Regeln und Vorschriften gehört. Insofern war es angesichts der vor langer Zeit terminierten Demonstration und des damit verbundenen Einsatzrisikos der betroffenen Spieler möglich, rechtzeitig eine Spielverlegung zu beantragen, die an einem offiziellen Nachholspieltag hätte durchgeführt werden können. Wir haben unter der laufenden Woche kontrovers diskutiert, ob dennoch der Spielverlegung stattgegeben werden sollte. Eine Verlegung auf 20:00 Uhr kam aus unserer Sicht nicht in Betracht, da wir zu dieser Zeit unsere erste Damenmannschaft beim Heimspiel unterstützen wollten, die durchaus noch rechnerische Möglichkeiten haben, einen etwaigen Relegationsplatz zu erreichen.. Wegen zahlreicher beruflicher und privater Terminprobleme unsererseits wollten wir das Risiko eines abendlichen Spieles und des Fehlens Einzelner aber nicht eingehen. Ferner hätten wir unter der Woche abends vermutlich auch auf unseren mitangereisten Fanclub, der den Spieltag in der Halle des VC Lahnstein im Ergebnis zu einem Heimspieltag verwandelte, verzichten müssen. Unter diesen Umständen äußere ich die Einschätzung, dass auch der sich nun so echauffierende Gegner im umgekehrten Falle einer Bitte um Spielverlegung unsererseits nicht zugestimmt hätte. Dies gilt insbesondere angesichts der Kurzfristigkeit der Anfrage ganze 5 Tage im Vorfeld per Email. Hier kann kaum ernsthaft davon gesprochen werden, dass wir irgendetwas „ausgenutzt“ hätten – es war vielmehr der VC Lahnstein, der bestehende Möglichkeiten rechtzeitiger Spielverlegung im Rahmen vorhandener Regelwerke nicht zu nutzen in der Lage war. Besonders befremden müssen in diesem Zusammenhang auch die unterschiedlichen Darstellungen der Personalnot in dem Antrag gegenüber dem Spielwart einerseits und in der örtlichen Presse andererseits:

Während der Antrag offiziell damit begründet wurde, es bestünde die Gefahr, kein spielfähiges Team aufstellen zu können, werden in der Presse im Ergebnis lediglich eingeschränkte Wechselmöglichkeiten beklagt. Ob hier bewusst getäuscht werden sollte, kann ich nicht beurteilen. Fest steht jedenfalls, dass der VC Lahnstein am Samstag mit 7 Spielern antrat und über eine zweite Herrenmannschaft verfügt.Vor diesem Hintergrund erscheinen die Darstellungen und Kommentare auf der facebook-Seite nicht nur gänzlich unverständlich und als Ausdruck eines wenig professionellen Frustabbaus bezüglich der eigenen organisatorischen Unzulänglichkeiten.

Die bedeutungsschwangeren und inhaltsleeren Äußerungen einer Einzelperson über einen „Mischno-Geist“, der – so die erkennbare Intention des Eintrages – leider nicht aussterbe, machen darüber hinaus betroffen. Denn hinlänglich bekannt ist, dass unser langjähriger Vereinsvorsitzende und Trainer Manfred Michno kürzlich nach schwerer und langer Krankheit verstarb und dass seine Söhne feste Bestandteile der ersten Herrenmannschaft sind. Derartige persönliche Unflätigkeiten sind meines Erachtens nicht akzeptabel und können von mir nur als Ausdruck einer kaum regionalligatauglichen Geisteshaltung angesehen werden.

 

4. Zum Spiel:

 

Zum Spiel ist zunächst zu berichten, dass Sinzig gleichfalls auf zwei Spieler verzichten musste: Thomas Schäfer erreichte wegen der frühen Spielansetzung die Halle erst gegen Ende des Spieles und Dustin

Halft musste verletzungsbedingt absagen. Der erste Satz ging nach ausgeglichenem Spiel, hartem Kampf und mehrfachen Führungswechseln mit 22:25 verloren. Dem VC Lahnstein gelang es insbesondere, seine Angriffe über die beiden Außenpositionen sicher durchzubringen und Sinzigs Feldabwehr mit gelegentlich gelegten Bällen unter Druck zu setzen. Mit einer Umstellung im zweiten Satz änderte sich das Bild jedoch deutlich: Matthias Michno wechselte auf die Zuspielposition, der bisherige Zuspieler Merlin Hinsche auf die Außen-Annahme-Position und der dort bisher eingesetzte Konstantin Skok übernahm den Posten des bis dahin solide agierenden Liberos Jan-Niklas Comes. Hierdurch stabilisierte sich nicht nur die Feldabwehr um den nun überragend agierenden Skok; insbesondere im Zuspiel herrschte ein neuer Geist: Michno setzte durch wechselhafte und teilweise durchaus riskante Pässe seine Angreifer gegen nunmehr im Blockspiel deutlich schwächer agierende Lahnsteiner ein. Dementsprechend arbeiteten sich die Sinziger zu Beginn des zweiten Satzes zunächst einen komfortablen 8-Punkte-Vorsprung (11:3)heraus, der zum Satzende aufgrund individueller Fehler zwar schwand, aber dennoch zum verdienten 25:20-Satzsieg reichte.

Angetrieben von diesem Geist gelang den Sinzigern ein in der Regionalliga selten deutlicher 25:11-Sieg im dritten Satz. Erwähnenswert ist hier zum einen eine Aufschlagserie von Matthias Michno, zum anderen ein auf seinem abwechslungsreichen Zuspiel basierendes druckvolles Angriffsspiel aller beteiligter. Der vierte Satz entwickelte sich zu einem erwarteten Nervenkrimi. Bis zur Satzmitte konnte sich zunächst keines der beiden Teams einen entscheidenden Vorteil erarbeiten. Mehrere schnelleAngriffe über die Mitte (Artur Wotzke und Sergej Moor), erfolgreiche Außengriffe von Manuel Michno und Merlin Hinsche sowie ein krachender Block des Diagonalspielers Patrick Hehmann führten aber schließlich zu einer vermeintlich beruhigenden 23:18-Führung. Am Ende wurde es noch einmal spannend, als dem VC Lahnstein über eine Aufschlagserie der Ausgleich zum 23:23 gelang. Veränderungen im Annahmeriegel stabilisierten diesen jedoch, so dass die Sinziger auch den vierte Durchgang mit 25:23 und das Spiel im Ergebnis verdient mit 3:1 gewannen.

 

Gilbert Deurer

 

Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar Frauen:

LAF Sinzig – VSG Saarlouis 3:0 (25:15; 25:17; 25:11)