Dritte Liga Süd Männer

LAF Sinzig – TV Rottenburg II 3:2 (25:19, 14:25, 25:19, 22:25, 15:12)

Getragen und angepeitscht vom heimischen Fanclub ist den frisch aufgestiegenen Drittligadebütanten im ersten Heimspiel der erste Sieg in der Dritten Liga gelungen.  Dabei war Trainer Gilbert Deurer zunächst noch skeptisch. Waren die Gäste aus dem Landkreis Tübingen doch im vergangenen Jahr Dritter geworden und dürfen mithin nunmehr als Aspirant auf einen der oberen Plätze angesehen werden. Zudem mussten die Sinziger noch die Niederlage aus dem ersten Saisonspiel beim Mitaufsteiger Mimmenhausen am Bodensee aus der Vorwoche verdauen.

Durchschlagender Erfolg: Dank einer tollen Leistung und der lautstarken Unterstützung des Anhangs feierten die LAF Sinzig, hier mit Stephan Durchholz im Angriff, gegen den TV Rottenburg II in ihrem ersten Heimspiel in der Dritten Liga ihren ersten Saisonsieg. Foto: Vollrath

Doch bereits zu Beginn des ersten Satzes zeigte sich, dass die vom Fanclub „UUULTRAS“ beeindruckend laut skandierte Vorgabe: „Hier regiert die LAF“ kein leeres Versprechen sein sollte. Mit gezielt gesetzten Aufschlägen setzten die Sinziger den Gegner von Beginn an unter Druck. Umgekehrt konnte der an diesem Tag glänzend aufgelegte Zuspieler Matthias Michno aus einer soliden Annahme um Libero Jan-Niklas Comes heraus sein schnelles Angriffsspiel aufziehen. Von Beginn an erarbeiteten sich die Sinziger einen geringen Vorsprung von 2 bis 3 Punkten, der – mit Schwankungen – konstant über den Satzverlauf gehalten werden konnte, so dass die Sinziger Erste den Satz schließlich mit 25:19 verdient gewann. Dabei kündigte sich bereits früh auf beiden Seiten ein klassisches „Aufschlag-Annahme-Spiel“ an: Weniger spektakuläre Block- und Feldabwehraktionen entschieden; vielmehr sollte derjenige die Oberhand gewinnen, der aus einer sicheren Annahme heraus seinen Spielaufbau gestalten kann.

Leider entwickelte sich der zweite Satz getreu dieser Entwicklung zum Nachteil der Sinziger: Rottenburg gelang es durch geschickt in der Länge variierende Aufschläge die Sinziger Annahme zu verunsichern. Drei Serien mit jeweils 3 bis 4 schlechten Annahmen – teilweise auch mit direkten Punkten für den Gegner – schienen den Widerstand der Barbarossa-Städter zu brechen. Andererseits agierten diese im Aufschlag plötzlich und kaum erklärlich geradezu ängstlich. Dementsprechend gelang es nunmehr Rottenburg mit schnellen Angriffen über die Mitte Druck aufzubauen beziehungsweise die heimische Block-Feldabwehr zu binden, und damit auch mit schnellen Pässen über die Außenpositionen zu punkten. „Der Satz ging leider völlig verdient mit 14:25 verloren“ konstatierte Coach Deurer, „und dies nicht nur wegen unserer Schwächen, sondern auch, weil der Gegner schlicht seine Fehlerquote dramatisch senken konnte“.

Es musste etwas passieren. Dementsprechend kam zu Beginn des dritten Satzes der zweitligaerfahrene Konstantin Skok für den am ersten Spieltag in Mimmenhausen noch bärenstark auftrumpfenden Merlin Hinsche, der sich diesmal jedoch nicht recht in Szene setzen konnte. „Merlin spielte solide. Aber mit Konsi kam eine unglaubliche Ruhe in die Annahme – der hat einfach das Selbstvertrauen“, kommentierte der an diesem Tag ebenfalls stark agierende Teamkollege Manuel Michno nach Spielende den Wechsel. Und in der Tat koordinierte Skok nicht nur sofort die Defensive; der nur 1,74 „große“ Außen-Annahme-Spieler setzte auch im Angriff die Vorgabe, flexibel zu agieren, so effektiv um, dass eine Auswechslung am Netz trotz latenter Blockschwäche nicht angezeigt war. Sinzig war zwar im Satzverlauf kontinuierlich mit 2-3 Punkten hinten. Bezeichnenderweise ging aber Skok beim Spielstand von 15:18 gegen die Sinziger zum Aufschlag und brachte die Heimmannschaft mit langen und taktisch richtigen Aufschlägen mit 21:18 nach vorne. Diesen Vorsprung konnte Sinzig schließlich mit 25:19 sichern.  Euphorisiert vom ersten Punktgewinn in der dritten Liga – 2 Sätze waren ja eingefahren –schien im dritten Satz alles für die Sinziger zu laufen. Der Spielverlauf glich dem des dritten Satzes, nur dass nunmehr die Sinziger immer leicht im Vorteil waren. Die Annahme der Sinziger war stabilisiert; allerdings blieb die Aufschlagsqualität unter Drittliganiveau. Dementsprechend blieb der Satz ausgeglichen –  mit leichtem Vorteil für die Sinziger. Mutmaßlich in der leichtfertigen Erwartung eines 3:1-Sieges kam es nun zu unerklärlichen und vermeintlich vermeidbaren Konzentrationsfehlern im Angriff. Selbst der an diesem Tag mit 40 Angriffen erfolgreichste Scorer der Sinziger, Thomas Schäfer, leistete sich blockfrei einen Aussetzer. So kam es nach dem 18:18 gefühlt unvermittelt zu einem kleinen Vorteil für Rottenburg. Die Schwaben spürten ihre Chance und nutzten diese routiniert und holten den Satz mit 25:22 an den Neckar.

Es musste also der 5. Satz entscheiden. Wie im 4. Satz gingen die Sinziger leicht in Führung, konnten sich allerdings nicht recht absetzen. Das bisher ausgeglichene und spannende Spiel schien sich – mit leichten Vorteilen für die LAF – fortzusetzen. Beim Stand von 5:5 erlaubte sich ein Sinziger nach einer strittigen Schiedsrichterentscheidung eine verbale Entgleisung: Die rote Karte und ein Punktverlust waren die richtige Folge. „Unnötig wie ein Kropf“ kommentierte Mannschaftskollege Hinsche die Aktion. Und auch der Delinquent übte sich in Selbstkritik – eine Entschuldigung nach Spielende verweigerte das im Übrigen souverän agierende Schiedsgericht leider. Die gute und durchaus erstaunliche Nachricht: Die Sinziger ließen sich durch diese negative Unterbrechung nicht aus der Ruhe bringen. In der Auszeit raufte insbesondere Mannschaftsführer Matthias Michno seine Truppe zusammen und stimmte sie auf die letzten und entscheidenden Bälle in einem bis dahin ansprechenden und kämpferischen Spiel ein. Auf wichtigen Hinweis des an diesem Tag noch nicht spielberechtigten und als Co-Trainer agierenden Serge Moor brachte Coach Deurer beim Stand von 7:7 den altgedienten Artur Wotzke zum Aufschlag. Dem nunmehr kalt eingewechselten Routinier gelang das, was einigen Sinzigern bis dahin verwehrt blieb: Ein taktisch gelungener Aufschlag, der den endlich geregelten Spielaufbau des Gegners verhinderte, mit logischer Punktfolge, sodass Sinzig mit dem psychologisch wichtigen Vorsprung in den Seitenwechsel gehen konnte. Nun kam die Stunde des stärksten Sinziger Block und Angriffsspielers: Patrick Hehmann. Der Mittelbocker und Hinterzonenangreifer, der die ersten beiden Sätze noch in das Spiel finden musste, agierte mehrfach dominant am Netz und punktete dreimal in kurzen Abständen. So lag Sinzig nach dem Wechsel mit 2 und schließlich mit 3 Punkten vorne. Bezeichnenderweise sicherte Hehmann mit einer gelungenen Blockaktion den Satzgewinn zum 15:12 und damit den ersten Saisonsieg der Sinziger in der Dritten Liga.  Verortete Rottenburg die Sinziger („Pfälzer“) im Vorbericht noch außerhalb des Rheinlandes, dürfte die vom Publikum und insbesondere vom Fanclub getragene Heimstärke der Sinziger die Barbarossastadt im weiteren Saisonverlauf bekannt machen. So konstatierten die Gäste im Nachbericht auf Facebook, „von der großen Geräusch Kulisse“ beeindruckt gewesen zu sei. Und im durchaus fachkundigen Publikum bemerkte ein zweitligaerfahrener Landesjugendtrainer nach dem Spiel: „Es ist schön zu sehen mit welchem Spaß und welcher Emotionalität die Jungs auf dem Spielfeld spielen und kämpfen“. So hofft auch Vereinsvorsitzender Merlin Hinsche auf weitere lokale Unterstützung: „Diese fantastische Stimmung sollte an den kommenden Heimspielen noch mehr Publikum in die Hallen an der Ahr locken“.

Das nächste Spiel haben die Sinziger am kommenden Samstag, den 24.10.2015, beim USC in Konstant am Bodensee zu bewältigen.

 

Für die LAF Sinzig spielten: Stephan Durchholz, Jan Niklas Comes, Patrick Hehmann,  Andreas Fast, Matthias Michno, Manuel Michno, Thomas Schäfer, Artur Wotzke, Merlin Hinsche und Konstantin Skok.