zweiDritte Liga Süd Männer

VfB Friedrichshafen II – LAF Sinzig I 3:2 (25:19, 23:25, 23:25, 25:19, 15:10)

 

„Ich bin eigentlich nicht unzufrieden“ kommentierte Mannschaftskapitän und Zuspieler Matthias Michno nach der Niederlage. Denn es war das erwartet schwere und knappe Spiel gegen den Mitaufsteiger Friedrichshafen II., in dem die Sinziger mit einem 2:3 das Nachsehen hatten.

Und gerade im ersten Satz war den Rheinländern die – einschließlich einer Autobahn-Zollkontrolle – über 5-stündige Anfahrt nach Friedrichshafen an den Bodensee anzumerken. Außerdem blieb auch die besondere Atmosphäre der für Spiele des amtierenden Deutschen Meisters in der ersten Bundesliga ausgelegten Halle der ZF Arena nicht ohne Einfluss auf die Gäste. Wie in den vergangenen Spielen gelang es Sinzig zu selten, aus einer sicheren Annahme heraus ihr schnelles Spiel aufzubauen, und aus einer kämpferischen Feldabwehr die wichtigen Breakpunkte zu setzen. Dabei war der Satzbeginn von Unruhe und Zerfahrenheit auf beiden Seiten geprägt und blieb über die Spielstände 7:6, und 8:8 bis zum 11:11 durchaus offen. Zur Satzmitte erzielte Friedrichshafen aber bei eigenem Aufschlag zunehmend 2-3 Punkte mehr, während die Gäste aus ihrem Aufschlag heraus die gegnerischen Angriffe nicht stoppen konnten. Hier zeigte sich nun, dass die Hausherren sicherer wurden, deren spielerische Auslegung: schnelle Bälle über überragende Mittelleute, die in der Lage waren, ihre Angriffe dicht an der Dreimeterlinie zu versenken, während die Außen- bzw. Hinterzonenangriffe bewusst lang gezogen Angriffe in die Ecken des Sinziger Feldes setzten. Dementsprechend stand die Abwehr der Hausherren ihrerseits weit hinten, agierte dabei aber so schnell und antizipierend, dass sie ein- ums andere Mal die Angriffe der Sinziger entschärfen und ihrerseits punkten konnten. So ging der eigentlich knappe erste Satz im Ergebnis zu Recht und durchaus deutlich an die Heimmannschaft.

„Wir hatten noch die Fahrt in den Knochen“ kommentierte das Sinziger Urgestein Artur Wotzke den holprigen ersten Satzverlust. Und der Außen-Annahme-Spezialist Merlin Hinsche forderte zu Recht von seinem Team eine deutlich geschlossenere und aggressivere Körpersprache.

Mit diesem Apell kämpften sich die Sinziger in den folgenden Sätzen zurück ins Spiel. Die Feldabwehrspieler hielten ihre Positionen konsequenter, so dass die Rheinländer auch bei eigenem Aufschlag aus der Abwehr heraus punkten konnten. Die Annahme um Libero Jan-Niklas Comes, den zweitligaerfahrenen Konstantin Skok, Merlin Hinsche und Manuel Michno stabilisierte sich, so dass Kapitän Matthias Michno seine Angreifer mit schnellen Bällen einsetzen konnte. Der zweite Satz blieb allerdings insbesondere im Hinblick auf die Block- und Feldabwehrstärke der Gastgeber weiterhin offen. Sinzig erarbeitete sich zunächst einen 8:4-Vorsprung, der bis zum Ausgleich zum 14:14 hart umkämpft blieb. Dabei gelangen insbesondere Manuel Michno, aber auch Konstantin Skok und Libero Comes durchaus spektakuläre Abwehraktionen, die die immer wieder wichtigen Breakpunkte ermöglichten. Beim Stand von 13:14 gegen die Barbarossastädter kam der polnische Neuzugang Damian Ziolkowski für den Diagonalspieler Thomas Schäfer. Und erstmals in dieser Saison konnte er mit erfolgreichen Angriffen und einer erfolgreichen Abwehraktion Akzente setzen. Er war es auch, der beim Stand von 21:22 mit druckvollen und risikoreichen Aufschlägen die Sinziger auf die Erfolgsspur und mit 24:22 in Führung brachte.

Dementsprechend blieb Trainer Gilbert Deurer bei der zuletzt auf dem Feld stehenden Aufstellung. Getragen von dem kämpferischen Erfolg des zweiten Satzes ging Sinzig zu Beginn des dritten Satzes schnell mit 4:1 in Führung. Doch dann entwickelte sich, wie im zweiten Satz, ein Kampf um jeden Punkt. Die Gastgeber holten mit drei starken Aufschlägen auf und im Folgenden brachte jedes Team aus der Annahme heraus den eigenen Angriff unter: es entwickelte sich ein ständiges hin und her bis zum 20:20. Dabei kam es beim Stand von 4:4 zu einem dramatischen Ereignis: Damian Ziolkowski verdrehte sich bei einem Angriff über die Position 2 das Knie zum Schrecken aller Anwesenden massiv, dass von einer erheblichen Verletzung auszugehen war. Vor Schmerzen sich windend auf dem Boden stellte sich schnell die Frage nach einem Krankenwagen oder zumindest dem Transport in ein Krankenhaus. Doch nach dem anfänglichen Schock war schnell klar, dass bei ihm – nach eigenem Bekunden wie bereits häufiger – die Kniescheibe „herausgesprungen, aber sofort wieder eingehakt“ war, so dass er zwar unter Schmerzen und mit Kühlung, aber ohne bleibende Schäden die Heimreise antreten konnte. Ausgesprochen fair agierten Schiedsgericht und Gegner, die der Situation angemessen ausreichend Zeit zur Klärung der Situation einräumten, ohne auf eine zeitnahe Auswechslung des Delinquenten zu bestehen. Bezeichnend für den in dieser Spielphase herrschenden Kampfgeist war die Frage des sich noch unter Schmerzen auf dem Boden windenden Ziolkowski, ob er denn den Punkt gemacht habe. Er hatte ! Mit diesem 5:4 entwickelte sich ein spannender und ausgeglichener 3. Satz in der dargestellten Weise. Dabei blieb es erfreulicherweise dem nunmehr für Ziolkowski zurück gewechselten Schäfer vorbehalten beim Stand von 15:17 die Anschlusstreffer sowie am Ende die letzten Punkte zum Gewinn des Satzes mit 25:23 mit soliden eigenen Aufschlägen vorzubereiten. Ein Sonderlob im 2. und 3. Satz verdiente sich insbesondere Kapitän und Zuspieler Matthias Michno, der herausragend agierte, überraschend selber punktete und seine Angreifer auf der Grundlage einer aggressiven und stabilen Defensive immer wieder erfolgreich mit schnellem Passspiel einsetzte.

Mit dem Rückenwind der durch Kampf erarbeiteten 2:1-Führung und eines sicheren Punktgewinns schlich sich wieder ein gewisser Schlendrian ein. Körpersprache und –spannung ließen nach – unter Kennern kein Novum bei einem derartigen Spielstand. Nunmehr lief Sinzig kontinuierlich einem 3- bis 4-Punkte-Rückstand hinterher. Aufgrund akuter Unpässlichkeiten musste gerade jetzt – und auch sehr eilig – der an diesem Tag bislang stark agierende Manuel Michno das Feld verlassen und wurde durch Konstantin Skok ersetzt … der mit altbekannter Routine agierte. Sinzig kam zwar zurück; aber der verpatzte Satzanfang, die dort fehlende Aggressivität und die verlorenen 4 Punkte zu Beginn des Satzes konnten nicht mehr ausgeglichen werden. So fuhr der Gastgeber erneut einen 25:19-Satzgewinn heim.

So sollte also der 5. Satz entscheiden. Hier schien es, als ob die Sinziger wieder die Oberhand behielten; sie gingen mit einem Vorsprung von 8:6 in den Satzwechsel. Doch dann fingen die Rheinländer eine Serie starker Aufgaben des Gegners – die Annahme blieb zu weit vom Netz entfernt, um den langen und starken Patrick Hehmann am Netz wirkungsvoll einzusetzen. Der gegnerische Block stand just in dieser Phase hervorragend und fischte 3 Angriffe zum direkten Punkt ab. Dies hinterließ auch Spuren im Selbstbewusstsein und in der Körpersprache der Sinziger, die sich über den Rückstand von 9:13 in die 10:15-Satz- und damit auch Spielniederlage einfanden.

„Ein 2:3 tut immer weh, da ein Sieg drin war“ verbarg Coach Deurer seine Enttäuschung nach dem Spiel nicht. Und auch unter den Spielern kam zunächst keine rechte Stimmung auf. Doch bereits nach einer ersten Kurzanalyse konnte sich das Team mit dem eingangs erwähnten Kommentar von Mannschaftskapitän Matthias Michno anfreunden. „Wir haben im direkten Duell mit einem unmittelbaren Konkurrenten um den Verbleib in der Liga auswärts einen Punkt geholt – das war wichtig“ resümierte Konstantin Skok dementsprechend in der anschließenden Mannschaftsbesprechung versöhnlich.

An dieser Stelle ist auf ein Novum aus dem Bereich des Sinziger Fanclubs zu verweisen: Denn ein Gruppe, bestehend aus Sebastian Ehrlich, Patrick Vogel und Xenia Sosnowski stellte einen Live-Stream vom Spiel ins Netz, der im gesamten Umfeld der Sinziger Fangemeinde und darüber hinaus großen Anklang fand. „Wie ich nachher erfahren habe, war selbst mein Nachbar Kiddi dabei“ staunte Trainer Deurer nicht schlecht über die breite virtuelle Anteilnahme, die die Zuschauerzahl in der Halle in Friedrichshafen bei weitem übertraf.

 

Für die LAF Sinzig spielten: Jan Niklas Comes, Patrick Hehmann, Merlin Hinsche, Manuel Michno, Matthias Michno, Thomas Schäfer, Artur Wotze, Damian Ziolkowski, Stepahn Durchholz und Konstantin Skok.