Siebter Tabellenplatz von 10 Mannschaften und 6 Siege in 18 Spielen auf der Habenseite. Daneben einige knappe 2:3-Niederlagen mit jeweiligem Punktgewinn. Dies ist die nüchterne Bilanz der ersten Drittligasaison der 1. Herrenmannschaft der LAF Sinzig. Ein für einen Auf-steiger sicherlich mehr als zufriedenstellendes Ergebnis.
Dies insbesondere vor dem Hintergrund der konkreten Umstände: Waren die Sinziger in der Aufstiegssaison 2014 / 2015 noch ein verschworener Haufen, mussten sie sich just in der ersten Saison in der 3. Liga den Gegebenheiten stellen, dass mit Patrick Hehmann und Thomas Schäfer wichtige Stammspieler studienbedingt fort zogen und maximal 1 Mal die Wo-che zum Training erscheinen konnten. Dabei trainierte die Konkurrenz aus Deutschlands dritt-höchsten Volleyballliga zumeist mindestens drei Mal die Woche. Dies war wohl auch mit die Ursache, dass sich der bisherige Ruf der Sinziger als Rückrundenmannschaft mit Aufholcha-rakter nicht bestätigte.
Doch hinter den nackten Zahlen und konkreten Umständen standen nervenaufreibende Spiele, faszinierende Ballwechsel und emotionale Momente: Beim ersten Spiel gegen Mitauf-steiger Mimmenhausen am Bodensee reisten die Sinziger frühzeitig an, verbrachten einen halben Nachmittag an einem Badesee und schienen gut vorbereitet: 0:3-Niederlage. Knapper in den Satzergebnissen, als es das Ergebnis suggerierte, und doch erst einmal deprimierend. Angepeitscht vom heimischen Fanclubs „UUULTRAS“ siegte Sinzig die Woche darauf gegen
Rottenburg daheim in einem kämpferischen Spiel mit 3:2, gefolgt von einem überraschend klaren Auswärtssieg in Konstanz. Die folgenden Spiele zeigten Niederlagen gegen Favoriten und ein packendes Heimspiel gegen Kriftel, dass nach mehreren Matchbällen des Gegners noch 3:2 gewonnen werden konnte. „Das war die geilste Rallye“ befand seinerzeit Kapitän Matthias Michno zu einem knapp einminütigen Spielzug im ersten Satz.
Verletzungsbedingt schied Neuzugang Dimitri Ziolskowski bereits in der Hinrunde aus. Und die laufende Saison brachte weitere Enttäuschungen: Eine 2:3-Niederlage gegen den Mitab-stiegskonkurrenten aus Friedrichshafen daheim. Und in Kriftel verschenkte Sinzig – vielleicht eine Art ausgleichender Gerechtigkeit aus dem Hinspiel – seinerseits Matchbälle und unterlag 2:3 – ein gewonnener Punkt, aber eine gefühlte herbe Niederlage.
Doch im Ergebnis bleibt das Hinrundenfazit von Altmeister und Senior im Team Artur Wotzke: „Hätte mir am Anfang des Jahres jemand gesagt, dass wir uns in der 3. Liga so gut einfinden und nach Ende der Hinrunde mit 9 Punkten auf einem Nichtabstiegsplatz überwintern, hätte ich denjenigen wohl für verrückt erklärt“. Und es ist tatsächlich so: Die Mannschaft scheint „überraschend schnell in der Liga angekommen“ (so LAF-Trainer Gilbert Deurer nach der Hin-runde).
Eine wesentlicher Fun- und Leistungsfaktor in dieser Saison war dabei sicherlich die durchaus beeindruckende Fankulisse in Sinzig, angepeitscht vom heimischen Fanclub „UUULTRAS“. „Gemessen an der Stimmung sind wir nach Bliesen und vielleicht noch Karlsruhe mindestens Dritter geworden, vielleicht sogar Zweiter“ bilanzierte Vereinsvorsitzender Merlin Hinsche die grandiose Stimmung bei den Heimspielen. So bleibt zu hoffen, dass auf diesem Fundament eine Zukunft möglich ist.
Denn es gibt trotz aller personellen Schwierigkeiten eine weitere Saison in der 3. Liga in Sinzig. Zwar hört Thomas Schäfer auf, Stephan Durchholz muss aus beruflichen Gründen zurück tre-ten, Altmeister Artur Wotzke erklärte aus „Altersgründen“ (mal wieder ;-)) seinen Rücktritt, hin-ter Patrick Hehmann stehen noch Fragezeichen und Konstantin Skok konnte bislang nur für die halbe Saison zusagen. Doch mit Matthias Michno macht sicher einer der besten Zuspieler in der Liga weiter – nicht umsonst wurde er in Karlsruhe zum most valuable player (mvp) ge-wählt, und nicht umsonst bezeichneten die Rottenburger nach zwei Niederlagen das Sinziger Aufbauspiel als „unkonventionell“ – ein anderes Wort für überraschend. Manuel Michno und Merlin Hinsche, Garanten in Annahme, Feldabwehr und über die Außenposition, haben ebenso zugesagt, wie Libero Jan-Niklas Comes, der sich noch vor drei Jahren in der Regio-nalliga positionieren musste und maßgeblich am Aufstieg in die 3. Liga beteiligt war. Hinter dem Sinziger Urgestein Serge Moor stehen gesundheitliche Fragezeichen – seine Zusage steht jedoch. Und so hoffen die Rheinländer auf Neuzugänge, darauf, dass der polnische Kraft-protz Ziolskowski sein Knie rehabilitiert und dass verbleibende Lücken mit Nachwuchskräften aus der eigenen Jugend geschlossen werden können.
„Die zweite Saison nach dem Aufstieg ist die schwierigste“ meint der Zweitligaerfahrene Skok zu Recht. Doch: „in einem kleinen und verschworenen Haufen steckt auch eine Chance“, meint Coach Deurer, und verweist auf die Aufstiegssaison. So können die Sinziger Fans auf weitere packenden Heimspiele und Live-Übertragungen im Internet von den Auswärtsspielen hoffen. Und die Ziele bleiben dieselben: „Klasse halten! Alles andere wäre unrealistisch.“ (Merlin Hinsche).